Unser Projekt

Unsere Arbeit in der Forschungsgruppe MYA-DACH konzentriert sich auf die Erforschung von Antikörpern bei Patient:innen mit seronegativer Myasthenia gravis. Wir nutzen dabei modernste zellbasierte Assays, um bisher unentdeckte Antikörper zu identifizieren und ihre Rolle bei dieser Krankheit zu verstehen.

Ziele der Studie

1) Mittels eines etabilierten hochsensitiven Live-Cell-Based-Assays (L-CBA) wird die Prävalenz von Acetylcholinrezeptor- und MuSK-Antikörpern bei MG-Patient:innen untersucht, bei denen herkömmliche Methoden bislang ohne Autoantikörper-Nachweis blieben.

2) Bei Negativität im L-CBA wird das potentielle Vorhandensein von Autoantikörpern im Patient:innen-Serum durch Färbung von Skelettmuskelzelllinien mittels indirekter Immunfluoreszenzfärbung überprüft, um das Vorliegen eines autoimmun vermittelten Prozesses einzuschätzen.

Hintergrund zum ersten Ziel

Ungefähr 15 % der MG-Patient:innen gelten als "seronegativ" (SNMG), da keine der bisher bekannten Serumantikörper nachgewiesen werden können (1). Allerdings können 15–30 % der "SNMG"-Patient:innen Antikörper mit geringer Affinität gegen MuSK oder AChR aufweisen, die möglicherweise von kommerziellen Tests nicht erkannt werden. Live CBAs gelten als die empfindlichste Methode zum Nachweis von AChR- und MuSK-Autoantikörpern (2-5). Frühere Veröffentlichungen zur Prävalenz von Cluster-AChR-Ab sowie MuSK-Ab in L-CBA zeigten bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Kohorten (6,7). Daten aus unserer eigenen Kohorte (n=67) zeigten eine positive Rate von nur 4,5 % für Cluster-AChR-Ab. Ein Ergebnis, das stark von der ursprünglich von Leite et al. gemeldeten Rate von 66 % abweicht. Durch eine multizentrische Studie in der D-A-CH-Region wollen wir Einschluss-Bias ausschließen und repräsentative Daten für Mitteleuropa bereitstellen.

Hintergrund zum zweiten Ziel

MG Patient:innen können Antikörper gegen noch nicht identifizierte Antigene in der neuromuskulären Endplatte haben. Dies ist wahrscheinlich, da SNMG-Patienten klinisch mit seropositiven MG-Patienten übereinstimmen und auf Immuntherapie ansprechen, was auf eine Antikörper-vermittelte Erkrankung hindeutet (8,9). Die Information über einen antikörpervermittelten Signalweg des myasthenischen Syndroms könnte die Entscheidungsfindung für oder gegen Immuntherapie beeinflussen, um unnötige Behandlungen zu vermeiden und/oder Therapieeskalationen zu rationalisieren.

Einschlusskriterien

1. Klinisch ausgeprägtes myasthenes Syndrom (okular oder generalisiert)

2. Negativer Antikörpertest auf AchR  im Rahmen der Standardversorgung (ELISA, RIA, IIFT)


Referenzen

1. Vincent A, Huda S, Cao M, et al. Serological and experimental studies in different forms of myasthenia gravis. Ann N Y Acad Sci 2018;1413:143-153.

2. Leite MI, Jacob S, Viegas S, et al. IgG1 antibodies to acetylcholine receptors in 'seronegative' myasthenia gravis. Brain 2008;131:1940-1952.

3. Damato V, Spagni G, Monte G, et al. Clinical value of cell-based assays in the characterisation of seronegative myasthenia gravis. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2022;93:995-1000.

4. Tsonis AI, Zisimopoulou P, Lazaridis K, et al. MuSK autoantibodies in myasthenia gravis detected by cell based assay--A multinational study. J Neuroimmunol 2015;284:10-17.

5. Masi G, Li Y, Karatz T, et al. The clinical need for clustered AChR cell-based assay testing of seronegative MG. J Neuroimmunol 2022;367:577850.

6. Devic P, Petiot P, Simonet T, et al. Antibodies to clustered acetylcholine receptor: expanding the phenotype. Eur J Neurol 2014;21:130-134.

7. Jacob S, Viegas S, Leite MI, et al. Presence and pathogenic relevance of antibodies to clustered acetylcholine receptor in ocular and generalized myasthenia gravis. Arch Neurol 2012;69:994-1001.

8. Barth D, Nabavi Nouri M, Ng E, Nwe P, Bril V. Comparison of IVIg and PLEX in patients with myasthenia gravis. Neurology 2011;76:2017-2023.

9. Ipe TS, Davis AR, Raval JS. Therapeutic Plasma Exchange in Myasthenia Gravis: A Systematic Literature Review and Meta-Analysis of Comparative Evidence. Front Neurol 2021;12:662856.